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Die 10 wichtigsten Themen Deiner Zwanziger – Teil 1

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In diesem Artikel zeige ich Dir, welche Hebel Du in den Zwanzigern in 10 Themen nutzen kannst, um Dir ein bestmögliches Fundament aufzubauen. Die zehn Themen sind:

  1. Mindset – Die Schnittstelle von Wahrnehmung, Möglichkeiten und Realisierung
  2. Gesundheit – Dein Körper ist ein Tempel
  3. Weltklugheit – Der Werkzeugkasten der mentalen Modelle
  4. Gewohnheiten – Der Katalysator für langfristiges und nachhaltiges Wachstum
  5. Wissen – Das Buch, das Dir die Welt erklärt
  6. Fähigkeiten – Dein Hammer, um die Welt zu formen
  7. Arbeit – Deine Mission, die Welt zu verändern
  8. Finanzen – Die Goldgrube der Möglichkeiten
  9. Lebensstil – Dein Lebensmodell in allen Facetten
  10. Beziehungen – Kein Mensch ist eine Insel

Dies ist der erste Teil und er wird die ersten fünf Themen behandeln. Im zweiten Teil widmen wir uns dann den verbleibenden fünf Themen.

Die Zwanziger sind eine Heldenreise, die in einem Fundament mündet

Deine Zwanziger – die Zeit zwischen Schule, Studium, Berufseinstieg und erster Berufserfahrung – sind das prägende Jahrzehnt Deines Lebens! Natürlich sind sie nicht das einzige Lebensjahrzehnt, aber: Sie sind das Jahrzehnt, das als Fundament für das weitere Leben dient. Und genau deshalb sind sie so wichtig!

Bedenke: Die Zwanziger sind das erste Jahrzehnt, in welchem Du Dein Leben in eine Bahn lenken kannst, die Du selbst auch möchtest. Waren in den ersten beiden Lebensjahrzehnten noch Eltern und Lehrer tonangebend, kannst Du nun selbst das Ruder in die Hand nehmen. Dies gilt es zu nutzen!

Zwar bist Du in der ersten Hälfte der Zwanziger – typischerweise die Zeit des Studiums – oft noch von den Eltern finanziell abhängig. Aber in fast allen anderen Lebensbereichen hast Du nun eine deutlich größere Kontrolle. Sieh Deine Zwanziger also als persönliche Heldenreise. Während dieser Reise kannst Du Dein Leben formen und in eine Bahn lenken, die Dir anhaltende Gesundheit, langfristigen Erfolg und nachhaltige Zufriedenheit bescheren.

In diesem Artikel soll es um die zehn wichtigsten Themen gehen, denen Du Dich in Deinen Zwanzigern (und natürlich später auch) widmen kannst. Ausgehend von diesen Themenblöcken schauen wir uns nun an, welche Weichen gestellt werden können.

Da die Zwanziger eine individuelle Reise sind (und keine Pauschalreise bei Neckermann), gibt es keine Patentlösungen. Konkreter: Oft muss man verschiedene Methoden und Ansätze probieren, bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist. Erinnere Dich an den Kapitän. Auch er hält nicht stur an seinen Zielen fest, sondern macht Anpassungen, wo es gut und nötig ist.

Noch ein letzter Hinweis, bevor wir uns den ersten fünf Themen widmen: Sämtliche Ratschläge sind nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Bücher, auf die ich verweise, habe ich in 95 Prozent der Fälle gelesen. Und natürlich versuche auch ich, die Ratschläge zu leben (was mir nicht immer gelingt). Wer Ratschläge gibt, die er selbst nicht befolgt – oder zumindest als Ideal verfolgen möchte – ist unglaubwürdig und hat kein Skin in the Game.

1. Mindset – Die Schnittstelle von Wahrnehmung, Möglichkeiten und Realisierung

Dein Mindset gehört zu der wohl wichtigsten Ressource, die Du in den Zwanzigern aufbauen kannst. Mit Mindset meine ich die emergente Summe alle Denkmuster, Konzepte und Ideen, die entweder Deine Wahrnehmung beeinflussen (Filterwirkung) oder Deinen Handlungsoptionen einen Rahmen geben. Erinnere Dich an dieses Zitat:

Those who think they can and those who think they can’t are both usually right. — Das Zitat wird den unterschiedlichsten Personen, darunter Konfuzius und Henry Ford zugeschrieben

Bedenke, dass Dein Mindset von Deinem Umfeld geformt wird. Diese Wechselwirkung ist von elementarer Bedeutung für Deine persönliche Entwicklung. Ein Umfeld – das kann die Universität sein, Deine Freunde, aber auch Dein digitales Umfeld in Form von Webseiten, Videos etc. – hat einen enormen Einfluss auf Dich. Wenn Du täglich über den Harvard-Campus schreitest, verändert das auch Deine Haltung in Bezug zu Erfolg und Lernbereitschaft.

Dein Mindset wird durch Referenzerfahrungen geprägt und die entstehen, wenn Du Deine Komfortzone verlässt. Das Ergebnis solcher Erfahrungen ist, dass sich Dein Mindset erweitert. Je mehr solcher Referenzerfahrungen Du sammelst, desto größer wird Deine Komfortzone und dementsprechend auch Dein Handlungsspielraum.

Denke auch hier wieder an den Flow-Zustand und die Konzepte der Deliberate Practice. Lies eines der Bücher des Großmeisters Tony Robbins (Ja, er ist übertrieben amerikanisch, aber seine Bücher liefern echten Value!)

Außerdem: Bau Dir eine Sammlung an Erfolgsmodellen auf, um Dein Mindset zu verbessern:

Dein Mindset wird sich nach und nach erweitern. Du wirst mehr Möglichkeiten erkennen, mutiger sein, und Herausforderungen meistern können!

2. Gesundheit – Dein Körper ist ein Tempel

Auch wenn man es sich als junger (und hoffentlich weitgehend gesunder) Mensch nicht eingestehen mag: Der eigene Körper wird im Lauf der Jahre immer schwächer werden. Das ist eine Tatsache, die bisher auch von allen transhumanistischen Sillicon-Valley-Bemühungen – zum Glück!? – noch nicht abgewendet werden konnte.

Deshalb ist es von größter Bedeutung, den eigenen Körper wie einen Tempel zu behandeln. Ein Tempel ist heilig und muss gehegt und gepflegt werden. Vergiss nicht: Dein Körper ist das wertvollste Gut, das Du besitzt – und Du besitzt es nur einmal. Gesundzubleiben bedeutet weniger, irgendwelche (meist ohnehin fragwürdigen) Super Foods zu konsumieren, als vielmehr alles zu vermeiden, was der Gesundheit schadet (via negativa). Dazu gehören übermäßiger Zuckerkonsum und andere Genussmittel. Ebenso ist ein wenig aktiver Lebensstill einer anhaltenden Gesundheit ungemein schädlich.

Bis dahin schein alles einfach. Das Problem bei gesundheitlichen Themen ist aber: Es gibt unfassbar viele, oft gegensätzliche Informationen dazu, wie man gesund bleibt (und das gilt sowohl für Fitness- als auch Ernährungsthemen). In Wahrheit muss man es sich nicht so kompliziert machen. Meine Ratschläge sind daher pragmatisch und simpel:

  • Krafttraining: Bewege regelmäßig schwere Gewichte. Es gibt zahlreiche Studien, die ziemlich deutlich zeigen, dass Resistance Training die Lebenserwartung erhöht, oder anders gesagt, den körperlichen Verfall verlangsamt. Vergiss pinke Hanteln und fragwürdige „Geheimtipps“ und fokussiere Dich aufs Wesentliche: Bankdrücken, Kniebeugen für den Booty und Kreuzheben, dazu Klimmzüge (mit Gewicht) und Du bist auf einem guten Weg. Das gilt für Männer und (!) Frauen gleichermaßen. Der einzige Unterschied: Männer sollten den Oberkörper etwas stärker fokussieren während für Frauen der Unterkörper etwas mehr im Fokus steht. Trainiere 1–3 Mal pro Woche, bis an Dein Lebensende.
  • Intermittent Fasting: Faste täglich – je mehr, desto besser. Eine weitere robuste Erkenntnis ist die Tatsache, dass der menschliche Körper nicht darauf ausgelegt ist, laufend mit Lebensmitteln versorgt zu werden. Intermittent Fasting ist hier das Mittel der Wahl. Am einfachsten ist es, 16 Stunden lang zu fasten und dann innerhalb eines Essensfensters von 8 Stunden zu essen. Ich persönliche faste seit September 2019 in einem solchen Set-up und versuche eher 20 Stunden zu fasten und 4 Stunden zu essen. Ich verwende die Zero-App für das Tracking.
  • Ernährung: Reduziere Deinen Zuckerkonsum. Zucker ist durch die Industrialisierung ein profitables Streckmittel für industriell verarbeitete Lebensmittel geworden. Wie andere weiße pulverförmige Substanzen scheint es einige Rezeptoren des menschlichen Körpers besonders stark anzusprechen. Vermeide Zucker so weit es geht!
  • Bewegung: Geh viel spazieren – am besten in der Natur. Während des ersten Corona-Lockdowns habe ich tägliche Waldspaziergänge gemacht. Früher mochte ich Spazierengehen nicht besonders. Doch die Wirkung von Bäumen, Gräsern und Blumen auf die menschliche Psyche ist kaum zu unterschätzen. Davon abgesehen scheint es gut zu sein, jeden Tag 10.000 Schritte zu gehen. Spazierengehen setzt unfassbare kreative Energien frei. Besonders schön wird dies bei den Gewohnheiten von zahlreichen Künstlern deutlich, die Mason Curry in seinem kleinen, sehr lesenswerten Werk Mehr Musenküsse. »Am kreativsten bin ich wenn ich bügle.«: Die täglichen Rituale berühmter Künstler2 festgehalten hat.
  • Mentale Gesundheit: Reduziere Stress durch äußere Einflüsse. Gesundheit heißt immer auch mentale Gesundheit. Die zahlreichen äußeren Einflüsse von süchtig-machenden Produkten sind nicht immer nur positiv. Das hat Cal Newport in seinem für seine Verhältnisse eher unterdurchschnittlichen Werk (mit einem allerdings ansprechenden Titel) „Digital Minimalism“ beschrieben. Mindestens ebenso wichtig finde ich Rolf Dobellis (weitaus überzeugender geschriebenes) Buch „Die Kunst des digitalen Lebens: Wie Sie auf News verzichten und die Informationsflut meistern“. Anders als der Titel vermuten lässt, geht es weniger um Social Media als vielmehr die klassischen News (die heute meistens digital konsumiert werden). Dobelli argumentiert sehr nachvollziehbar, warum das tägliche News-Konsumieren eher schädlich ist. Seit Mai 2018 verfolge ich die News nicht mehr. Das heißt: kein mehrfach-tägliches Aktualisieren von Spiegel-Online, FAZ oder der New York Times. Wenn etwas wichtig ist, erfährt man von Freunden darüber. Und für große Themen gibt es Bücher, Magazine und andere wertvolle Quellen wie YouTube oder Blog-Artikel.

Bedenke: Alle diese Ratschläge sind zeitlos bzw. Lindy-proof: Schwere Gewichte wurden schon vor Jahrtausenden bewegt – seien es Mammuts oder schwere Steine. Fasten ist elementarer Teil vieler bedeutender Weltreligionen. Übermäßigen Zucker gibt es erst seit der Industrialisierung und durch die besondere Züchtung von Früchten (zuckerhaltige Lebensmittel wie Honig waren früher sehr selten). Das zeitlose Argument fürs Spazierengehen: Der menschliche Körper ist an die Natur angepasst und nicht an Klimaanlagen und Betonumgebungen. Und von der negativen Bedeutung von Stress ist bereits in den ersten stoischen Schriften die Rede.

Merke: Beim Thema Gesundheit geht es nicht darum, via positiva, das heißt durch Pillen oder Medikamente, eine Verbesserung zu bewirken. Es geht vielmehr darum, alles, was der Gesundheit schädlich ist, zu vermeiden.

3. Weltklugheit – Der Werkzeugkasten der mentalen Modelle

Neben Deinem Mindset (Geist) und Deiner Gesundheit (Körper und Geist) ist es auch wichtig, dass Du verstehst, wie die Welt funktioniert (Geist und Welt). Denke an das Zitat von Goethes Faust:

Dass ich erkenne, was die Welt

Im Innersten zusammenhält

Diesem Ideal gilt es – so weit es geht – näherzukommen. In Anlehnung an das beste Buch, das ich je gelesen habe3, bezeichne ich die Fähigkeit, die Welt und ihre Zusammenhänge zu durchdringen, alsWeltklugheit. Achtung: Weltklugheit ist dabei nicht mit Wissen (siehe 5.) gleichzusetzen. Während Wissen primär aus Fakten und Informationen aus verschiedenen Domänen besteht, geht Weltklugheit noch einen Schritt weiter. Weltklugheit ist die Kunst, die Muster und Systeme der verschiedenen Domänen miteinander zu verbinden. Weltklugheit findet auf einer höheren Abstraktionsebene als Wissen statt. Sie ist themenübergreifend, vielseitig einsetzbar. Weltklugheit ist immer auch eklektisch.

Viele große Unternehmer und Visionäre zeigen in ihrem Handeln, dass sie weltklug sind oder waren. Steve Jobs hat mit Apple und Pixar Unternehmen geschaffen, die Kunst und Wissenschaft miteinander vereinen. Noch heute sieht ein MacBook Air von 2009 einfach fantastisch aus (im Gegensatz zu lieblos designten Produkten von Google, Asus oder Samsung). Auch Warren Buffett und insbesondere sein Partner Charlie Munger haben es geschafft, Konzepte und Modelle aus den verschiedensten Bereichen für ihre unfassbar erfolgreiche Investment-Strategie zu nutzen. Lies hierzu die Rede von Charlie Munger über „elementary, worldly wisdom“ (er ist übrigens die Person, die das Konzept der mentalen Modelle (= Weltklugheit) Ende des 19. Jahrhunderts bekannt(er) gemacht hat).

Weltklugheit zeigt sich in mentalen Modellen, die aus ihrer Primärdomäne in eine höhere Ebene transferiert/abstrahiert werden. Weltklugheit zu erlangen ist ein langwieriger Prozess! Glücklicherweise habe ich auf weltklugheit.com eine Sammlung von über 100 Modellen angelegt, die als erster Start fungieren kann. Aber damit ist es noch nicht getan: Bei Weltklugheit geht vielmehr darum, die zahlreichen mentalen Modelle auch wirklich zu verinnerlichen.

Viele Menschen glauben, dass es ausreicht ein Konzept oder eine Idee einfach nur zu kennen oder verstanden zu haben. Das ist aber erst der erste Schritt. Ein Beispiel: Fast jeder kennt das Pareto-Prinzip oder die 80-20-Regel, die unter anderem besagt, dass 20 Prozent der Arbeit zu 80 Prozent des Ergebnisses führen. Das Entscheidende ist nun aber, dieses Prinzip zu verinnerlichen und auch gewohnheitsgetrieben anzuwenden. Es muss in Fleisch und Blut übergehen!

Wie kannst Du Weltklugheit erlangen? Lies dazu Bücher aus den unterschiedlichsten Disziplinen, schau über den Tellerrand (auch wenn es ausgelutscht ist, und eigentlich fast niemand wirklich tut). Fang daher in den großen stabilen (natur-)wissenschaftlichen Disziplinen an (hier sind die Modelle und Konzepte weit robuster als „Erkenntnisse“ der Psychologie, die sich selten replizieren lassen). Lerne über die Hebelwirkung der Physik, die Idee der Aktivierungsenergie aus der Chemie und die Bedeutung von Evolution aus der Biologie. Lerne dann über die Normalverteilung und die Größenordnung der Statistik. Sauge alle diese Modelle auf wie ein Schwamm. Und dann lies diese Bücher noch mal. Lege eine Liste der wichtigsten Modelle an. Beschreibe die Modelle in eigenen Worten. Tu alles, damit Du sie wirklich nutzt und nicht nur verstehst (Handeln > Denken).

4. Gewohnheiten – Der Katalysator für langfristiges und nachhaltiges Wachstum

Gewohnheiten zählen zu meinen absoluten Lieblingsthemen! Alle meine Online-Aktivitäten und -projekte – diese beschauliche Website, mein Medium-Blog, Weltklugheit, Katamtka, Athenify, mein erstes Buch – gehen darauf zurück, dass ich während meines Auslandssemesters 2015 in San Diego eine Tabelle angelegt habe, in der ich seitdem täglich meine Gewohnheiten festhalte.

Das tägliche Installieren, Machen und Tracken von Gewohnheiten ist für mich das Fundament für mein erfolgreiches Studium, meine Fähigkeit, mit zehn Fingern zu schreiben, meine Programmier-Skills, und die Tatsache, dass ich nun jedes Jahr über 100 Bücher lese.

Für mein persönliches Wachstum hat das Etablieren eines HabitSystems für mich persönlich einen weit höhen Stellenwert als mein Master-Abschluss! Ich bin nun seit fast sechs Jahren mit meinen Gewohnheiten aktiv. Es bereitet mir immer wieder tiefe Freude und Befriedigung, wenn ich abends meine Tabelle befüllen kann.

Für das Installieren und Implementieren von nachhaltigen Gewohnheiten sind aus meiner Sicht folgende fünf Konzepte wichtig, die ich in meinem Buch näher beschreibe:

  1. Simplicity: Gewohnheiten müssen einfach sein. So einfach, dass es einfacher ist sie zu machen, als nicht zu machen (z. B. eine Seite lesen).
  2. Action: Du musst anfangen, weniger planen und „vorbereiten, bis man so weit ist“ (mehr Schmied als Kapitän sein)
  3. Tracking: Gewohnheiten müssen getrackt werden. Immer.
  4. Daily Repetition: Gewohnheiten müssen täglich wiederholt werden.
  5. Habit Journey: Gewohnheiten befinde sich im Fluss. Sie können und sollten sich anpassen. Manche Gewohnheiten können gestrichen werden, andere adaptiert etc.

Wie oder ob Du Gewohnheiten tracken möchtest, bleibt Dir überlassen (für manche Menschen scheint das Tracking wirklich nicht zu funktionieren – so be it). Tatsache ist aber, dass langfristig nur Gewohnheiten zu nachhaltigen Erfolgen führen können – ob getrackt oder nicht. Der Erfolg von Cristiano Ronaldo, großen Autoren wie Ron Chernow (einer der besten Biografen aller Zeiten) oder Unternehmergrößen wie Jeff Bezos geht – natürlich nicht ausschließlich – darauf zurück, dass sie ihre tägliche Arbeit zu einer Gewohnheit gemacht haben. Auch an dieser Stelle sei wieder auf das folgende Zitat verwiesen:

We are what we repeatedly do. Excellence, then, is not an act, but a habit.

Über Gewohnheiten wird oft sehr viel geschrieben. Viele erzählen mir beispielsweise, dass sie das (recht bekannte) Buch über Gewohnheiten von Charles Duhigg gelesen haben. Ich persönliche halte von diesem Buch nicht besonders viel. Es ist eine typisch amerikanische, gut geschriebene populärwissenschaftliche Abhandlung über Forschungsergebnisse und Anekdoten zu Gewohnheiten. Nur: Die Lektüre des Buches hilft überhaupt nicht dabei, Gewohnheiten tatsächlich zu implementieren.

Wenn Du also nicht nur über Gewohnheiten lesen möchtest (und mit netten Anekdoten unterhalten), dann empfehle ich Dir die beiden Bücher „Mini Habits“ und „Elastic Habits“ von Stephen Guise. Das weitaus populärere Buch „Atomic Habits“ von James Clear ist auch empfehlenswert.

Ich habe im Sommer 2015 das Buch Mini Habits als Kindle-Version für 0,99 Euro erworben. Von allen Investments, die ich bisher getätigt habe, hatte es den mit Abstand höchsten Return on Invest. Das von mir entworfene HabitSystem ist erkennbar von Mini Habits beeinflusst. Ich verwende mein HabitSystem seit September 2015 nach wie vor und ununterbrochen für mein tägliches Habit-Tracking – und gedenke dies bis an mein Lebensende zu tun.

Merke: Du kannst etwas nur wirklich gut machen, wenn Du das zugehörige Training oder die Aktivität zu einer Gewohnheit machst. Ronaldos Fallrückzieher gegen Juventus war keine einmalige Showeinlage, sondern das Ergebnis von Tausenden von Stunden von Training – „Erfolge über Nacht“ gibt es nur im Lotto.

5. Wissen – Das Buch, das Dir die Welt erklärt

Es ist wichtig, den Unterschied zwischen Wissen und Weltklugheit zu verstehen. Wie bereits erwähnt ist Weltklugheit eine Ebene über Wissen anzusiedeln. Das heißt aber nicht, dass Wissen weniger wichtig wäre – im Gegenteil: Wissen ist vielmehr die Grundlage, um überhaupt Weltklugheit zu erlangen.

In den meisten Fällen entsteht Weltklugheit durch das Abstrahieren und Kombinieren von Konzepten aus verschiedenen Wissensdomänen. Wissen ist aber nicht nur Mittel zum Zweck, denn fraglos ist es auch ohne die daraus resultierende Weltklugheit als wichtiges Thema Deiner Heldenreise von unschätzbarer Bedeutung.

Egal was Du planst (Kapitän) und machst (Schmied) – Wissen ist immer die Voraussetzung, dass die Planung und damit einhergehende Handlung in die richtige Richtung geht. Denk an den Kreislauf der drei Protagonisten, die Dich auf Deiner Reise begleiten: Der Kapitän folgt nicht umsonst auf den Lehrling. Denn damit er eine solide Planung durchführen kann, muss er wissen, wie gewisse Wirkbeziehungen der Welt aussehen.

Aber es geht sogar noch einen Schritt vorher los: Bevor Du etwas planst, musst Du wissen, wer Du überhaupt bist (und werden möchtest)! Wissen fängt immer bei sich selbst an. Dies ist ein immerwährender reflektierender Prozess, den Du in Deinen Zwanzigern durchlaufen wirst. Ray Dalio, der große Hedge-Fond-Gründer, skizziert dies hervorragend in seinem Buch „Principles“. Und bereits das Orakel in Delphi besagte:

γνῶθι σεαυτόν / Gnothi seauton / Know thyself / Erkenne Dich selbst!

Lerne also Dich selbst kennen:

  • Welcher Persönlichkeitstyp der 16-Personalities bist Du?
  • Was willst Du eigentlich (Dalio nennt beispielsweise als seine Ziele „meaningful work and meaningful relationships“)?
  • Was willst Du nicht?
  • Wie ist Deine Risikobereitschaft?
  • Was sind Deine Stärken und Schwächen?

Lerne als Nächstes, wie Menschen eigentlich funktionieren. Mir haben dabei folgende drei Bücher wirklich sehr viel weiter geholfen:

Neben dem Wissen über sich selbst und andere Menschen (bzw. das Menschsein an sich) gibt es noch eine weitere Fülle an Bereichen, über die man seinen Wissensschatz erweitern sollte. Manches ist für das alltägliche Leben nur von sekundärer Bedeutung (aber für das Verständnis der Welt von immenser Wichtigkeit), anderes dagegen ist von pragmatischer Natur. Zu den großen „Verständnis“-Themen zählen:

  • Verstehen, wie die Wirtschaft funktioniert: Was sind Unternehmen? Warum ist Handel gut? Was sind die Kernkonzepte der VWL und BWL? Warum ist das wichtig? Viele Ingenieure trivialisieren beispielsweise Wirtschaft und Management (und verkennen dabei, dass jede Erfindung und Leistung auch in einem wettbewerbsorientierten Markt vermarktet werden muss). Jeder tut gut daran, elementare Zusammenhänge in diesen Bereichen zu verstehen. Und dank Internet und Büchern bedarf es hierfür keinem Studium der entsprechenden Fächer.
  • Verstehen, wie Politik funktioniert: Was sind Staaten, Verfassungen, Wahlen?
  • Verstehen, wieso wir heute sind, wo wir sind a.k.a Geschichte. Hier geht es nicht um Faktenwissen, sondern die großen Zusammenhänge. Ich empfehle – und das meine ich vollkommen ernst – als Einstieg Bildbände für Kinder/Jugendliche. Kürzlich habe ich beispielsweise das folgende Buch erworben: „Wissen. Geschichte: Eine Zeitreise in spektakulären Bildern“. Bildbände sind oft ausgezeichnet darin, komplexe Themen visuell abzubilden. Sie ersetzen nicht die Lektüre von Sachbüchern, sind für das Verstehen der großen Zusammenhänge aber von großer Hilfe.

Zu den eher pragmatischen Themen gehören:

  • Wissen, wie Versicherungen funktionieren und welche man benötigt. Mein Vorschlag: neben gesetzlichen Pflichtversicherungen braucht man nur eine Auto-Versicherung (falls Auto vorhanden) und eine Privathaftpflicht. Andere Versicherungen für Hausrat, Rechtsschutz oder dergleichen können Sinn ergeben, sind aber nicht essenziell.
  • Wissen, wie Steuern funktionieren und wie man die Steuererklärung selbst ausfüllt oder ausfüllen lässt (beides kann, je nach Kontext, sinnvoll sein). Hier gibt es, eine Ebene höher, noch die teleologische Bedeutung, d. h. warum es Steuern gibt, wie sie eingesetzt werden, warum sie sinnvoll sind.
  • Verstehen, wie Gesetze in Deutschland funktionieren: Was ist der Unterschied von Privatrecht und Strafrecht? Was sind Bußgelder, etc? Auch hier finde ich die eher abstrakteren, weniger pragmatischen Themenfelder spanned: Was ist die Funktion von Strafe? Was ist das besondere am Schuld-Strafrecht in Deutschland (insbesondere im Vergleich zu den USA? Was ist der Unterschied von Ethik und Recht? Warum ist unser Rechtssystem in Deutschland eines, das einer deontologischen Ethik folgt und nicht einer utilitaristischen?

Es gibt so viel über die Welt zu wissen. Und glücklicherweise hat das menschliche Gehirn – anders als ein iPod shuffle – eine ziemlich umfangreiche Speicherkapazität. Nutze dies! Ein guter Start kann die Lektüre meines Artikels über „50 Ideen für die Allgemeinbildung“ sein.

Fazit

Fassen wir zusammen: Nutze Deine Zwanziger als Heldenreise um …

  • … Dein Mindset auf ein neues Level zu hieven und persönliches Wachstum voranzutreiben
  • … Deine Gesundheit als wichtigstes Gut zu betrachten und wie einen Tempel zu behandeln
  • … Deinen Werkzeugkoffer an mentalen Modellen immer weiter zu upgraden, um dem (unerreichbaren) Ideal der Weltklugheit näherzukommen
  • Gewohnheiten aufzubauen, die wie ein Baum nachhaltig wachsen und als Katalysator für die Verbesserung von Fähigkeiten und Wissen fungieren.
  • … Dein Wissen über die Welt – sowohl solches, das abstrakt-konzeptioneller Natur als auch solches das primär pragmatischer Natur ist – zu erweitern und verfeinern.

Wenn Dir dies gelingt, dann schaffst Du damit ein stabiles Fundament, auf das Du Dich für den Rest Deines Lebens verlassen kannst! Alles, was Du im Zeitraum von 30 bis 90 machst, wird auf diesem Fundament fußen. Nutze die Zwanziger also weise, und sorge dafür, dass das Fundament überlegt und stabil ist.

Das waren die ersten fünf großen Themen, die als Teil Deiner Heldenreise das Fundament für die Zeit nach den Zwanzigern bilden. Im zweiten Teil schauen wir auf die folgenden fünf verbleibenden Themen:

  • Fähigkeiten – Dein Hammer, um die Welt zu formen
  • Arbeit – Deine Mission, die Welt zu verändern
  • Finanzen – Die Goldgrube der Möglichkeiten
  • Lebensstil – Dein Lebensmodell in allen Facetten
  • Beziehungen – Kein Mensch ist eine Insel
  1. Viele Menschen fragen mich, ob ich die Empfehlung von Marie Kondo ironisch meine. Aber es ist mein voller Ernst: Ich glaube sie ist eine sehr kluge Frau, die wirklich wertvolle Ratschläge gibt! Sogar mein Vater ist zu einem Fan geworden, nachdem ich ihm dieses Buch geschenkt habe.
  2. Ich sehe gerade, dass es eine dritte Version des Buches mit dem Titel „Musenküsse. Die täglichen Rituale berühmter Künstlerinnen“ gibt. Ich habe es soeben bestellt.
  3. Das Buch im Link ist mit 6 Euro unschlagbar günstig und mit dem Gold-Einband super wertig. Im Vergleich zur kleinen Reclam-Variante bevorzuge ich die mit Goldeinband.
  4. Es ist grundsätzlich eine empfehlenswerte Idee, herausragende Bücher erneut zu lesen, um das Wissen und die Erkenntnisse zu festigen!

1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • Johnson Detlev
    10. März 2021 11:58

    Wow,
    dieser Text hat es geschafft mich aus einem tiefen Loch zu holen! Vielen Dank für diese ganzen neuen Begriffe und Literaturempfehlungen! Mach weiter so, Lukas!

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